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Interessant + Wissenswert


Sagen und Geschichten

Grillfest in Sellenstedt

Hier berichtet Elmar Willers, der jüngste Sohn des Gutspächters Eduard Willers, von einer Begebenheit, die ihm sein Vater vor vielen Jahren erzählte. Sie ereignete sich auf einem Grillfest in Sellenstedt im Jahre 1963. Anlass zum Schmunzeln gab dort der in Sellenstedt hoch geachtete und schwergewichtige Alfred Pape.

„Sellenstedter Herren sitzen am Feuer und beobachten den sich drehenden Spießbraten. Plötzlich ein lauter Krach! Alfred Pape, im ganzen Dorf als der „dicke Pape“ bekannt, bricht mit seinem Stuhl zusammen, der seine Last nicht tragen kann. Ein zweiter Stuhl wird ihm angeboten, aber auch dieser kann den weit über drei Zentner wiegenden Gastronomen und Verfasser  des Sellenstedt-Liedes nicht standhalten.

Zunächst ist guter Rat teuer, doch dann wird der „Hackeklotz“ herangerollt. Auf diesem nimmt das mit Humor gesegnete Original Platz und es wird auch für ihn ein vergnüglicher Abend.“

Quelle: Elmar Willers


Schriftgut und Überliefertes

Im Rahmen meiner Recherchen zu Sibbesse habe ich mich auf viele interessante und hilfreiche Informationen von Benno Willers stützen können. Herr Willers ist einer der Söhne des letzten Gutspächters von Sellenstedt und hat Kindheit und Jugend im Dorf verbracht. Derzeit arbeitet er an einem Buch über sein Heimatdorf, das ihm noch immer sehr am Herzen liegt. Er hat mir freundlicherweise schon vor Veröffentlichung des Buches seine Texte zur Verfügung gestellt, wofür ich mich an dieser Stelle ausdrücklich und herzlich bedanke.

Mit Erscheinen des Buches werden alle Angaben zum Buchtitel an dieser Stelle veröffentlicht.

Weitere Literatur:

1. von Reden-Dohna, Armgard, Wrisbergholzen, in: Die Rittersitze des vormaligen Fürstentums Hildesheim, Barton´sche Verlagsbuchhandlung, Wallstein Verlag Göttingen 1995

2. Hartmann, Sabine, 1025 Jahre Sibbesse - Chronik der Samtgemeinde Sibbesse, Druckhaus Köhler, Harsum 2014.

3. Kunstdenkmälerinventare Niedersachsens Bd.27, Die Kunstdenkmale des Kreises Alfeld I., Verlag H. Th. Wenner, Osnabrück 1979

Die historischen Schwarz-Weiß-Fotographien und die Abbildungen der Sellenstedt-Gemälde wurden dem Kulturatlas von Privatpersonen aus Sellenstedt zur Verfügung gestellt.


Berühmte Persönlichkeiten

Alfred Pape

Der vor vielen Jahren verstorbene Alfred Pape ist vielen Sellenstedtern noch immer ein Begriff. Er war nicht nur Land-, sondern über Jahre auch Gastwirt im Ort. Darüber hinaus schenkte er der Dorfgemeinschaft im Jahre 1952 ein Gedicht, das er auch mit einer selbst komponierten Melodie versah. Mancher Dorfbewohner kann sich noch heute gut an Alfred Pape erinnern. Eine Geschichte wird hier erzählt.

Teufelsgeiger Charly Neumann

Aus Sellenstedt stammt auch ein anderer Musikbegabter: Im Laufe seines Lebens als „Teufelsgeiger“ bekannt geworden, erblickte hier Charly Neumann das Licht der Welt. Über 150 Fernsehauftritte im Norden der Republik machten ihn in Deutschland bekannt.

Noch heute ist der über 80-Jährige von Mai bis September beim „Schorsenbummel“ vor dem Opernhaus in Hannover unterwegs und tritt dort in der Rolle des König Georg III. auf. Darüber hinaus ist er beim alljährlichen Schützenumzug in der niedersächsischen Hauptstadt dabei. CDs mit seinen musikalischen Darbietungen sind direkt bei ihm über eine telefonische Bestellung zu bekommen. Nähere Informationen findet man hier.


Lokale Spezialitäten

Der Cremekuchen von Bäcker Beyes in Sellenstedt

Die Bäckerei Beyes in Sellenstedt gibt es schon lange nicht mehr und der dorfbekannte Bäckermeister ist mittlerweile verstorben. Seinen Cremekuchen, dessen Rezept er wohl verraten haben muss, lieben die Sellenstedter aber noch heute und daher werden Bäcker Beyes und sein Blechkuchen auch nicht in Vergessenheit geraten.

Man nehme für einen Boden:

  • 4 Eier
  • 150 g Zucker
  • 1 Päckchen Vanillezucker und
  • 1 Prise Salz
  • 100 g gesiebtes Mehl

Die Eigelbe, Zucker und Salz glatt rühren. Die Eiweiße steif schlagen, auf die Ei-Zucker-Mischung geben und Vanillezucker über das Eiweiß rieseln lassen. Zusammen mit Mehl unterheben.

Backblech mit Backpapier auslegen und bei 180 Grad 12-14 Min. backen.

Genauso einen zweiten Boden backen. Beide Böden auskühlen lassen.


Für die Cremefüllung nehme man:

  • 1 Liter Milch
  • 1 Päckchen Vanillepudding
  • 400 g Butter


Milch mit Puddingpulver kochen, abkühlen lassen. Butter mit gleicher Temperatur mit Rührbesen unterschlagen.

Auf den 1. Boden verteilen und den 2. Boden als Decke nehmen.

Aus 250 g Puderzucker und Zitronensaft eine Glasur anmischen und über der Kuchendecke verteilen.

Mit Schokostreusel verzieren.

Guten Appetit!



Spuren von historischen Produktionsstätten

Backhaus der Bäckerei Beyes/Koch

Zu finden: Landstr. 3

In der Häuserliste Sellenstedts aus dem 19. Jh. sind 19 Kothöfe mit eigenem Backhaus verzeichnet – eine ungewöhnlich hohe Zahl, denn in vielen andern Dörfern war den Bewohnern aus Sicherheitsgründen nur die Nutzung eines zentralen Dorfbackhauses erlaubt. In Sellenstedt handelte es sich um kleine Backhäuser aus Lehm und Fachwerk mit Schornstein, die sich wegen Feuergefahr außerhalb der Wohngebäude befanden. Ende des 19. Jh. wurde die Nutzung der privaten Backhäuser untersagt.

Über viele Jahrzehnte kauften die Sellenstedter nun ihr Brot beim Bäcker Beyes an der Landstraße. In dem noch heute existierenden Backhaus fertigte der Bäckermeister Heinrich Beyes ab Anfang des 1880er Jahre Brote und Gebäck. Darüber hinaus konnten die Dorfbewohner ihre auf Blechen vorbereiteten Wochenend- oder Feiertagskuchen in seiner Backstube abliefern und dort später gebacken wieder abholen. 1925 übernahm Heinrichs Sohn Hermann die Backstube und führte den Betrieb bis in die Nachkriegszeit weiter. In den 1950er Jahren wurde die Bäckerei vom Bäckermeister Koch übernommen, der sie noch bis 1989 weiterbetrieb.

Der in Sellenstedt geborene und aufgewachsene Benno Willes erinnert sich: „In seinem Obstgarten war immer ein ungewöhnlicher Holzstapel aufgeschichtet. Das waren keine gesägten und ofenfertig gehackten Holzscheite, wie sie überall als Brennmaterial zu sehen waren, das waren längs gespaltene Stämme, sicherlich einen Meter lang, für seinen Backofen.“

Sellenstedter Sauenviertel

Zu finden: auf dem Wiesengrundstück zwischen den Häusern Küchengarten 5 und 9

Der Gutspächter Eduard Willers hatte wohl ein großes Herz für seine Zuchtsauen und deren Nachkommen, denn vermutlich nirgendwo sonst im Hildesheimer Land wurden Schweine so komfortabel untergebracht wie in Sellenstedt. Willers sorgte dafür, dass jede Zuchtsau seines Betriebes mit ihren Ferkeln ein „Eigenheim mit Garten“ bewohnen konnte, die auf der Schweinewiese nebeneinander aufgereiht standen. Heute etwas baufällig weil mangels Schweinen nicht mehr genutzt und gepflegt, kann man sie zumindest noch auf dem Grundstück zwischen den Häusern Küchengarten 5 und 9 unter Bäumen erspähen.


Wirtschaftsbetriebe

Das Bauerndorf Sellenstedt mit vielen Handwerksbetrieben hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr verändert. Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe haben ihre Arbeit eingestellt, die Handwerksbetriebe und Läden wurden nach und nach geschlossen.

Ausnahmen sind zwei neu gegründete Betriebe, die man in einem kleinen Ort wie Sellenstedt nicht vermuten würde und die in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander am Krugkamp zu finden sind. Beide Betriebe sind nach vorheriger Absprache gerne bereit, ihre Türen für Interessenten zu öffnen.

Sohn und Enkel des legendären Sellenstedter Landwirts Alfred Pape führten den landwirtschaftlichen Betrieb der Familie zunächst weiter. Nach Aufgabe des Betriebes gründete Achim Pape aber später in einem nun nicht mehr genutzten Wirtschaftsgebäude die P&H Zerspanungstechnik GmbH, einen metallverarbeitenden Betrieb mit der Spezialisierung auf zerspanungstechnische Herstellung von Prototypen und Kleinserien durch 5-Achs-Verarbeitung. Die P&H bearbeitet Einzelanfertigungen und Serienelemente aus nahezu allen Materialien, u.a. Kunststoffe, Aluminium, Stahl, exakt nach 3D-Daten.

Tischlerei Fricke

Die Tischlerei Fricke wurde 2011 von Tischlermeister Fabian Fricke auf dem Grundstück eines ehemaligen Bauernhofes in Sellenstedt gegründet. Er beschäftigt 10 Mitarbeiter/innen und fertigt nach Maß und auf Wunsch Möbel für Wohn- und Gewerbebereiche, Treppen, Türen, Fenster an. Weitere Informationen sind zu finden unter https://tischlerei-fricke.de

Mo - Do 6.30 bis 15.00Uhr, Fr 6.30 bis 12.00 Uhr


Sellenstedter Vinothek

Seit 1996 gibt es in Sellenstedt außerdem eine Vinothek. Mehr zu deren Angebot findet sich hier.